INCESSANTS – UNAUFHÖRLICHvon Guy-Junior Régis nach einer Bearbeitung von Patrick Joseph
Inszenierung Patrick Joseph
Dramaturgie Kerstin Ortmeier
Mit Hypolitte Kanga
Ein Sterbender auf einem Krankenbett nutzt seine letzten Momente, um alles los zu werden, was ihm auf der Seele brennt, was ihn anekelt und anwidert. Der verrückte junge Mann stirbt schließlich mit dem größten Wunsch, das Meer zu sehen. Ein junger Rebell, der entsetzt darüber ist, wie vom Regierungsoberhaupt der Staat gelenkt wird, ergeht sich in Beleidigungen. Ein anderer, verletzt durch eine Kugel, versucht, allen und allem zum Trotz zu überleben. Schließlich gibt es noch den Stadtstreicher, der unter der Brücke „Eleventh Bridge“ in Amerika wohnt und seinen Bruder einlädt, ihn im Schlaraffenland New York zu treffen. Patrick Joseph hat die Monologe von Guy-Junior Régis in einer Figur und in einer kohärenten Geschichte vereint und liefert zugleich atemberaubende Einblicke in die haitianische Gesellschaft. Die Produktion wird in Köln neu für die Bühne adaptiert.
Guy-Junior Régis, das Enfant terrible des haitianischen Theaters, kommt aus Port-Au-Prince. Nach Studien der Anthropologie und Psychologie widmet er sich seit rund zehn Jahren dem Theater. Gemeinsam mit anderen Künstlern gründete er 2001 das Kollektiv WIR Theater: Eine Bewegung, die eine neue Form zeitgenössischen Theaters in Haiti initiierte. Régis ist Dichter, Filmemacher, Schauspieler, Regisseur und Dramatiker. Seine Arbeiten erhielten zahlreiche Auszeichnungen und genießen mittlerweile eine internationale Reputation.
Patrick Joseph, ein begnadeter Schauspieler, kam in Port-Au-Prince/Haiti zur Welt. Nach seinem Universitätsstudium widmete er sich mit Leib und Seele dem Theater, seiner großen Leidenschaft. 2006 gründete er mit Künstler-Freunden die Compagnie ETIQUETTE, die er zwei Jahre später verließ. Im September 2007 inszenierte er Der Heiratsantrag von Anton Tschechow beim Festival Quatre Chemins in Port-au-Prince und trat im September 2008 mit Ida von Guy-Junior REGIS auf, wieder beim Festival Quatre Chemins. 2008 rief er die Truppe THEATRON ins Leben, mit der er z.B. in 2009 das Märchen Das Lachen des Mondes für das Festival „Kont Anba Tonèl“ in Port-Au-Prince realisierte. Incessants wurde aus den Einreichungen für die Récréâtrales 2010 als Residenzprojekt ausgewählt. Joseph arbeitet seit 2010 in Haiti für Handicap International in einem Projekt der körperlichen Rehabilitation und sozialen Eingliederung von Erdbebenopfern. Im Mai 2011 ist er als Residenzkünstler zum Kunsten Festival Des Arts in Brüssel eingeladen.
Der Regisseur über das Stück und über die Sehnsüchte von Aufbruch und Rückkehr:INCESSANTS, c’est l’histoire d’un homme, de l’homme, de la ville. Ma ville, mon pays. Mais aussi des départs, des retours, de la vie. Partout où elle passe. Partout où elle pousse. Partout où elle fleurit. On y retrouve l’amertume de tout ce qui nous force à partir. À s’en aller loin. Très loin de soi-même et des autres. On y raconte notre grande intolérance des autres, de l’autre, de ce qui nous diffère de l’autre. Pourquoi la différence est-elle si dure à accepter sinon à comprendre, à vivre? Pourquoi sommes-nous si enclins à rejeter l’autre? Ne sommes-nous pas tous réduits à notre conditionnement d’être humain? Pourquoi partir? S’en aller résout-il les vraies questions d’existence? Bref… Quand on ne peut plus se supporter et supporter l’autre, il ne nous reste qu’une seule voie : Partir. INCESSANTS, c’est une quête intérieure pour combler les envies de partir, les départs forcés et les allers-retours, par le biais du surplace. La stagnation de nos pas.
Eine Produktion der Récréâtrales 2010, neue Bühnenadaption für das africologne-Festival.
Europa-Premiere 26. Juni 20 Uhr / 27. Juni 19 Uhr / Dauer 1h
Theater im Bauturm - Freies Schauspiel Köln